Nürburgring: Im größeren Rahmen präsentierte das Autoren-Trio Michael Behrndt, Nils Ruwisch und Jörg-Thomas Födisch am 10. Dezember 2022 im ring°werk zusammen mit der Nürburgring 1927 GmbH & Co: den opulenten Bildband „Nürburgring-Album – Nordschleife & Südschleife – 1960 bis 1969“.
Vor mehr als 70 Gästen, Pressevertretern und Nürburgring-Fans erinnerten der ehemalige Formel-1-Reporter und langjährige Buch-Autor Jochen von Osterroth, der Automobil-Classic-Moderator Tom Schwede und das mallorquinische Rennsport-Idol, der 9-fache Balearen-Bergmeister Helmut Kalenborn an den legendären Eifelkurs in der Zeit vor den großen Umbauarbeiten 1970/71.
Jochen von Osterroth berichtete schmunzelnd über seinen Mai-Ausflug 1962 per Fahrrad vom Gymnasium in Bad Neuenahr zum 1000-Kilometer-Rennen. Auf dem Gepäckträger ein Blazer mit dem Wappen der „London Scottch Bowling Association“ Dazu weißes Hemd und dunkle Krawatte. Mit diesem Outfit wies er die Kartenkontrolleure am Brünnchen daraufhin, im Zaun gäbe es Schlupflöcher, die zu stopfen seien. Und wörtlich: „Wir da oben von der Rennleitung können nur dazu raten, schließlich geht es um Eure entgangenen Einnahmen.“ Sprach´s und marschierte durch. Ein Jahr später – es siegten Surtees/Mairesse im Ferrari – konnte dieser Trick ja nicht wiederholt werden. Von Osterroth robbte sich durchs Dickicht zwischen Brünnchen und Hoher Acht, schüttelte sich die Tannennadeln von den Klamotten, als sich ein Mann mit gestrengem Gesichtsausdruck vor ihm aufbaute: „ Isch glöv, se han noch keinen Eintritt bezahlt!“ Beim Eifelrennen 1963 war er bereits mit den Ehrengastkarten seines Großonkels Dr. Dr. Ottendorff-Simrock bestückt. Dieser Schöngeist, Nachfahre des Germanisten Karl Simrock, hatte als ehemaliger Bürgermeister und stellvertretender Kurdirektor von Bad Neuenahr keinen Sinn für Motorsport – ganz zum Gegensatz von seinem Großneffen, geboren 1944 in der Nähe des Schleizer Dreiecks. In kurzer Zeit lernte von Osterroth die damalige Fahrer-Elite persönlich kennen und schmiedete freundschaftliche Bande. Dank seines Freundes Hartmut Lehbrink war man mobil, zunächst mit einem VW Käfer in der Standart-Version. Trotz seines Dienstes in der Luftwaffe, den von Osterroth als Staffelchef im Flugkörpergeschwader 1, Fliegerhorst Lagerlechfeld, beendete, spannte sich der Rennkalender weit über den Nürburgring hinaus. So war der Offizier auf Zeit schon 1967 beim GP von Monaco, der Targa Florio und diversen Langstreckenrennen als Journalist akkreditiert und bei GP von Deutschland Ehrengast von Fürst Metternich, den er bei der Targa unterstützt hatte. Sein kurzes Kunststudium – zeitgleich als Formel-1-Reporter für World News IMC in Luxemburg unterwegs – endete bei „rallye racing“. Bald gehörte er dem Vorstand der von Bernard Cahier geleiteten IRPA (International Racing Press Association) an, wurde deutschsprachiger Repräsentant der FIA-Presse-Kommission und auch noch Mitglieds von Bernie Ecclestones FOCA. Grund: Von Osterroth hatte seinen WG-Gefährten Harald Ertl mit einem von Bernie gekauften Hesketh in die Formel 1 gehievt und fungierte zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Sportchef von „rallye racing“, Reporter für Radio Luxemburg und dpa als Teamchef. Immerhin beendete Harald sein Debüt beim GP von Deutschland 1975 als Achter.
Osterroths Rennsport-Kompetenz, seine automobiles Wissen und seine zeichnerischen Fähigkeiten führte zu einer engen Zusammenarbeit mit seinen Freunden, dem weltbekannten Fotografen Rainer W. Schlegelmilch und dem Autor Hartmut Lehbrink bei vielen gemeinsamen mehrsprachigen Buchprojekten. Osterroths Zeichnungen im Auftrag des britischen Verlages Parragon zieren Ferrari-, Porsche-, BMW- und Mercedes-Bücher, erhältlich in 95 Ländern der Erde. Die Originale können im Turmmuseum der Oberweseler Schönburg, das von Osterroth neben seiner Federführung für das historische Automobilsport-Magazin „CURBS“ und Beiträgen im Magazin „Slickpix“ ehrenamtlich betreut, mit persönlicher Widmung erworben werden.