Der Rennsportfan

„Im ersten Augenblick sticht er nicht aus der Menge. Jörg-Thomas Födisch ist groß, schlank, hat graumelierte Haare, trägt Brille und einen gepflegten Schnauzer. Wer das Außergewöhnliche an dem gebürtigen Pössnecker (Thüringen) entdecken will, muss schon in den Keller seines selbst gebauten Einfamilienhauses in Swisttal-Heimerzheim steigen. Dort lagern Motorsport-Raritäten von großem Wert: etwa 500 Motorsportbücher und die gesammelten Ausgaben der gesamten deutschsprachigen Motorsport-Fachzeitschriften.“ So beginnt ein Beitrag von Ina Reckziegel im Magazin Sport Auto, der im Mai 1984 erschienen ist und der ihn damals einer größeren Öffentlichkeit bekannt machte. Lassen wir uns von einer außergewöhnlichen Leidenschaft berichten…

Den anderen Teil seines Archivs hat Födisch im Kopf gespeichert – so, wie andere Leute Telefonnummern. Födisch ist motorsportbegeistert. „Für mich hat der Rennsport einen großen Stellenwert“, begründet er seine Leidenschaft. „Obwohl ich jahrelang Fußball und Tischtennis spielte, und deshalb sogar zahlreiche Formel-1-Rennen verpasste.“

Mein erster Formel 1 Weltmeisterschaftslauf Großer Preis von Deutschland am 4. August 1957

Mein erster Formel-1-Weltmeisterschaftslauf - Großer Preis von Deutschland am 4. August 1957.

Am Porsche 917 Rennwagen des Jahrhunderts

Am Porsche 917 - Rennwagen des Jahrhunderts.

Erwischt hat ihn der Motorsport-Bazillus bereits im frühesten Kindesalter. Jörg-Thomas war gerade ein Knirps von sechs Jahren, als sein Vater – einst Drucker im Vogel-Verlag, im Krieg Bomberpilot, danach Fluglehrer und Flugleiter – ihn zu den Leipziger Stadtpark-Rennen, nach Hohenstein-Ernstthal und zum Schleizer Dreieck mitnahm.

Sehr bald waren den Beiden diese Veranstaltungen zu klein geworden. Mit einem ihrer Lastwagen fuhren sie zur Berliner Avus. Auf der Ladefläche waren angeschraubte Sitzbänke für rund 20 Motorsportfans.

1956 kam dann die erste große Veränderung im Leben von Jörg-Thomas Födisch. Sein Vater floh aus der damaligen DDR, ein Jahr später folgten er und seine Mutter über die Grenze Berlins nach. Nun, im "Goldenen Westen" gelandet, waren dem Motorsport-Enthusiasmus von Vater und Sohn keine Schranken mehr gesetzt.

„Anfangs waren wir oft am Nürburgring“, erinnert sich Födisch, „und da wurde der Große Preis von Deutschland 1957 auf der Nordschleife für mich zum Schlüsselerlebnis". Damals gewann der Argentinier Manuel Fangio. „Seine Aufholjagd gegen die beiden Ferrari-Fahrer Hawthorn und Collins werde ich nie vergessen. Später sprach man ja sogar vom Jahrhundert-Grand-Prix.“ Vorerst begnügte sich Födisch aber mit dem Sammeln von Autogrammen, erst 1961 sah er seinen zweiten Großen Preis auf dem Nürburgring. „Es war der Formel-1-Lauf, den Stirling Moss auf seinem Lotus gegen die Ferrari von Graf Trips und Phil Hill gewann.“

Wie ernst er das Autogrammsammeln genommen hat, lässt sich daran erkennen, dass er sogar seinen Vater bat, ihn nach dem Rennen am Nürburgring zur Burg Hemmersbach nach Horrem zu chauffieren, um sich dort eine Unterschrift des Formel-1-Stars Wolfgang Graf Berghe von Trips zu holen. Rund zwei Wochen später verunglückte Graf Trips in Monza tödlich ...

Neben Fangios Sieger Maserati 250F 2529 vom GP Deutschland 1957 mit Hartmut Ibings Werkstattleiter

Neben Fangios Sieger-Maserati 250F (2529) vom GP Deutschland 1957 mit Hartmut Ibings Werkstattleiter.

Silverstone 1981 und der Lotus 49

Silverstone 1981 und der Lotus 49.

Es gibt eigentlich nur wenige Ereignisse und Entwicklungen im Formel-1-Rennsport vergangener Jahre, über die Födisch nicht detailliert Auskunft geben könnte. Vor allem die damaligen Grand-Prix-Fahrer wie Alberto Ascari, Juan Manuel Fangio, Stirling Moss, Peter Collins, Graham Hill, Jim Clark, Wolfgang von Trips, Phil Hill und Dan Gurney beeindrucken ihn. An Phil Hill und Dan Gurney hat der Swisttaler besonders gute Erinnerungen: Er wurde einige Male von ihnen in die USA eingeladen. Aber auch Jim Clark, Automobilweltmeister der Jahre 1963 und 1965, gehört für Födisch zu den legendären und herausragenden Fahrern seiner Epoche. Mit dem Schotten verbindet ihn eine ganz besondere Geschichte. Födisch berichtet: „1979 bekam ich von den Eltern Clarks eine persönliche Einladung zu einem Besuch auf deren Farm Edington Mains nahe Chirnside in Schottland. Für mich ein unvergessliches Erlebnis, weil ich zusammen mit den Eltern Clarks auch vom Bürgermeister empfangen wurde.“

Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre hießen seine „neuen Matadore“ Jackie Stewart, Emerson Fittipaldi, Jo Siffert, Pedro Rodriguez und Jacky Ickx, um nur einige zu nennen. Födisch berichtet: „Bei einem weiteren USA-Besuch traf ich Fittipaldi in Miami. Er hatte sein Büro in einem Hochhaus und erzählte mir, eine Etage über ihm würde ein weiterer ,Rennfahrer‘ wohnen: Don Johnson, der TV-Star aus ,Miami Vice‘. Jahre später, bei einer Südfrankreich-Tour, besuchte ich auch den britischen Automobilrennfahrer Roy Salvadori in Monte Carlo und danach den belgischen Formel-1-Piloten und Buchautor Paul Frère.“

Trotz vieler Rennbesuche auf den Grand-Prix-Strecken in Europa ist Jörg-Thomas Födisch seiner „zweiten Heimat“ Swisttal immer treu verbunden geblieben. Von dort aus konnte er relativ schnell zu zahlreichen Rennstrecken fahren. „Der legendäre Nürburgring mit seiner weltbekannten Nordschleife bleibt für mich nach wie vor das Nonplusultra. Sie ist meiner Meinung nach die anspruchsvollste und landschaftlich schönste Strecke der Welt. Obwohl der Kurs seit seiner Eröffnung 1927 umgebaut wurde, ist der einmalige Charakter dieser ,Eifel-Berg- und Talbahn‘ in etwa erhalten geblieben und spricht auch heute noch die Fans an“, sagt Födisch.

Sein besonderes Interesse galt der Rennsport-Fotografie, die er aber nur als Hobby betrieb. Mit großer Unterstützung renommierter Bildreporter verfasste er ab 1986 erste Rennberichte und Veröffentlichungen zum Themenkomplex „Rennsport, Graf Berghe von Trips und Nürburgring“. In den 1990er-Jahren nahm Födischs Interesse an der „modernen“ Formel 1 ab. Er interessierte sich mehr und mehr für historische Automobil-Events, beispielsweise für das „Festival of Speed“, das „Goodwood Revival“, den Oldtimer Grand Prix am Nürburgring, die „Classic Days“ auf Schloss Dyck oder Veranstaltungen wie den „Autojumble“ in Beaulieu und der „Retromobile“ in Paris.

Akropolis Rallye 1984 Audi Quattro A2

Akropolis Rallye 1984, Audi Quattro A2.
Thomas Födisch im Ferrari 246SP
Im Ferrari 246SP, dem Siegerwagen der Targa Florio 1961, gefahren von Graf Trips und Olivier Gendebien.

Arturo Merzario links Klaus Ludwig Mitte

Arturo Merzario, Klaus Ludwig, Jörg-Thomas Födisch.

Zu dieser Zeit engagierte sich Födisch bereits ehrenamtlich in der „Villa Trips – Museum für Rennsportgeschichte“ nahe Burg Hemmersbach in Horrem (ehemals Alterssitz der Gräfin Thessa Berghe von Trips, der Mutter des Rennfahrers Wolfgang Graf Berghe von Trips). Später übernahm er dort die Funktion des Museumsleiters.

Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Juliane Klingele betreute er in der "Villa Trips" die Ausstellungsräume, in denen der Nachlass des Rennfahrers Graf Berghe von Trips präsentiert wurde und konzipierte außerdem - zusammen mit Freunden und Bekannten - zahlreiche Wechselausstellungen zum Thema „Historischer Rennsport“. Besonders in Erinnerung geblieben ist dabei die Exposition „Rheinische Rennfahrer“, bei der in den Räumen des Museums persönliche Erinnerungsstücke von mehr als 50 Piloten aus Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen präsentiert wurden.

Nach Schließung des Museums im Dezember 2017 wurden sämtliche Ausstellungsstücke – inklusive des Nachlasses derer von Trips – nach Schloss Loersfeld in Kerpen, zum Nürburgring, auf die Wildenburg bei Hellenthal und in das Automobilmuseum „Prototyp“ nach Hamburg verlagert.

Mit Tennislegende Ion Tiriac beim Grand Prix am Nuerburging

Mit Tennislegende Ion Tiriac beim Grand Prix am Nürburging.

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Trips-Expositionen

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Das neue Domizil der Trips-Stiftung mit zwei Ausstellungsbereichen ist Schloss Loersfeld. Familiennachlass und Utensilien aus der Motorsportkarriere von Graf Trips sind auch im Automuseum Prototyp Hamburg, im ring°werk am Nürburgring zu sehen.

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Wolfgang Graf Berghe von Trips

Trips 300

Wolfgang Alexander Graf Berghe von Trips, geboren am 4. Mai 1928 in Köln, aufgewachsen auf der väterlichen Burg Hemmersbach in Horrem, war der erste deutsche Rennfahrer, der nach dem Zweiten Weltkrieg einen Grand Prix gewann. Er siegte 1961 in Zandvoort/Holland …

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Der Rennsportfan

rennsportfan

Wer Details über den historischen Motorsport wissen will, der kann Jörg-Thomas Födisch fragen. Er ist ein wandelndes Lexikon und sein Privatarchiv in Deutschland und Europa wohl einzigartig. „Für mich hat der Rennsport einen großen Stellenwert“, sagt er. Gemeint ist Leidenschaft! …

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Ferrari 156 „Sharknose“

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Es gab einmal eine Zeit, in der sich die Konstruktionen der Rennställe gewaltig voneinander unterschieden. Heute gleichen sich in den Formel-Klassen die Boliden wie ein Ei dem anderen. Außergewöhnliche Fahrzeuge, wie etwa der Ferrari 156 „Sharknose“ der Jahre 1961 bis 1962 …

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Unvergessliche Große Preise

Unvergessliche Grands Prix

In den Jahren 1961 bis 2007 besuchte Jörg-Thomas Födisch mehr als 100 Läufe zur Automobil-Weltmeisterschaft. Er erlebte dabei Rennen, die in die Motorsport-Geschichte eingingen und sah Fahrer, die bereits zu Lebzeiten Legenden waren …

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Ferrari 156 „Sharknose“ Replika

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Er bleibt für immer einer der schönsten Formel-1-Renner aller Zeiten, ein würdiger Weltmeisterwagen und für viele Fans auf tragische Weise mit dem Andenken an Wolfgang Graf Berghe von Trips verbunden. Kein einziges Original ist erhalten geblieben ...

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Graf Trips: Pionier des Kartsports

Trips Kart

Wolfgang Graf Berghe von Trips erwarb Anfang 1960 in Los Angeles ein Go-Kart und brachte es nach Deutschland. Er entwickelte die Idee, mit eigenen Mitteln und mit Unterstützung eines Automobilclubs sowie mehrerer befreundeter Firmen eine Kart-Rennstrecke zu bauen. …

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Graf Trips in der Formel 1

Trips Kart

Der Aufstieg von Wolfgang Graf Berghe von Trips vom Sport- und Tourenwagenfahrer in die Formel 1 dauert nur rund zwei Jahre: Von 1954 bis 1956 startet er auf Porsche und Mercedes, dann verpflichtet ihn Enzo Ferrari für die Königsklasse des Motorsports...

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Graf Trips, TCA und die Formel Junior

Trips TCA

Seit 1956 hatte Wolfgang Graf Berghe von Trips zum Renn- und Sportwagenbau in Italien intensiven Kontakt. So verfolgte er hautnah als Ferrari-Werksfahrer auch die Gründung der Formel Junior-Kategorie als Rennserie für italienische Nachwuchs-Piloten…

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Trips auf Titeln von Publikationen

Trips Titelseiten

Über die erfolgreiche Rennkarriere von Graf Berghe von Trips wurde in den Medien ausführlich berichtet. Das führte auch dazu, dass er auf zahlreichen Covern nationaler und internationaler Publikationen sowie mehreren Rennsportbüchern abgebildet wurde...

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Ferrari Sharknose in Beaulieu ...

Beaulieu

Eingebettet in der malerischen Naturlandschaft am Rand des National Parks befindet sich "Palace House", der Herrensitz des Auto-begeisterten Lord Montagu (1926 - 2015). Montagu, der die Veranstaltung 1967 ins Leben rief, stellt inmitten seines Areals zweimal im Jahr ...

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Trips: seine Sport- und Rennwagen

Trips Rennwagen

Innerhalb von acht Jahren pilotierte Wolfgang Graf Berghe von Trips zahlreiche Wettbewerbs-Fahrzeuge aus Stuttgart-Zuffenhausen, aus Stuttgart-Untertürkheim und aus Maranello. Trips gewann die deutsche Meisterschaft und die Europa-Bergmeisterschaft für Porsche ...

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