Mit Spachtel und Farbe zur Formel Eins
Der gebürtige Traben-Trarbacher Uli Hack hat viele Talente – eines davon ist das Malen. Das hat ihn bis zur Formel 1 gebracht. Auch in seiner Heimatstadt hat er Spuren hinterlassen: mit großformatigen Werken im Hotel Moselschlösschen und im Palais Kayser.
VON CHRISTINA BENTS„Mit der Farbe spiele ich. Sie bringt Dynamik in meine Bilder“, so gibt Uli Hack einen ersten Einblick in seine Arbeit. Der Anfang 60-Jährige ist in Traben-Trarbach geboren und aufgewachsen. Dass er einmal eine große künstlerische Karriere machen, und über Jahre mit dem Privatsekretär von Bernie Ecclestone arbeiten würde, hat damals noch niemand geahnt. Erst einmal ging es in die Lehre zum Automobilkaufmann und anschließend als Sachbearbeiter zur Krankenkasse. „Mir war aber damals schon klar, dass ich für eine Zeitlang noch irgend woanders hinmöchte. Bonn hätte ich mir unter anderem vorstellen können“, sagt er. Neben seiner Arbeit hat das Thema „Auto“ immer eine große Rolle gespielt. „Autoklassiker haben es mir immer schon angetan.
Die Szene war zu diesem Zeitpunkt schräg und schrill. Ich habe damals Veranstaltungen mit 150 Autos am Jakobstag organisiert.“ Parallel dazu informiert er sich in Automagazinen über die neuesten Trends. Dabei fallen ihm immer wieder Fotos auf und er überlegt, sie fotorealistisch mit Acrylfarben zu malen. Er erklärt: „Als Kind habe ich schon Autos gezeichnet, aber Farbe war damals noch nicht im Spiel. Jetzt wollte ich es ausprobieren und war von dem positiven Ergebnis selbst überrascht. Es hat gleich funktioniert und das Bild habe ich in Folie gepackt, um es zu konservieren.“ Erst ein halbes Jahr später folgte das zweite Werk. Damit war seine Entwicklung aber noch nicht am Ende, sondern es ging einen Schritt weiter. Die Bilder bekamen mehr Eigenständigkeit, indem die Farbe die Dynamik unterstütze. „Ich habe die Autos dann so dargestellt, wie ich sie sehe, und einen Bezug aufgebaut. Bei Collagen sind beispielsweise die Markenembleme im Hintergrund zu sehen.“ Um die Bewegung in den Werken noch mehr zu betonen, tauscht er Pinsel gegen Spachtel. Das muss man sich folgendermaßen vorstellen: „Eine weiße Leinwand lege ich auf den Boden. Dann verteile ich Acrylfarben aus Flaschen. Mit großen und kleinen Spachteln ziehe ich die Farben ineinander. Dadurch entsteht Dynamik.“
Diese Technik ist für ihn spannend, weil man das Ergebnis nicht mehr endgültig kontrolliert, wie beim Fotorealismus. „Man hat eine Idee und die entwickelt sich. Die Farben lasse ich anschließend trocknen und arbeite dann gegenständlich hinein. Durch die Farbbahnen bekommen die Werke auch Struktur“, so der freischaffende Künstler. Den Schritt, sein Hobby zum Beruf zu machen, hat er, wie er selbst sagt, seinem Gespür dafür zu verdanken, dass er Lücken sieht, bevor sie aufgehen. „Das ist ähnlich, wie bei einem guten Fußballer.“ Ein Treffen von Mercedes-Benz Fans an der Mosel in Kesten war ein wichtiger Punkt in seiner Karriere. Dort stellte er seine Bilder aus, der Präsident der Veranstaltung war begeistert und forderte ihn auf, „das ultimative Bild zu Mercedes“ zu malen. Das Bild wurde dann Titelbild des Clubmagazins und der Präsident der Veranstaltung, war, wie sich später herausstellte, der Leiter des Mercedes-Museums in Stuttgart. Danach ging er nach Stuttgart und kam in die Formel-1-Szene. Am Hockenheimring fragte man Uli Hack, ob er nicht vor dem Rennen seine Bilder ausstellen wolle. Dort sah der Bürgermeister der Gemeinde sie und fragte an, ob er für Bernie Ecclestone ein Bild malen könne, denn er schenke ihm immer etwas, beim Empfang vor dem Rennen. Das hat funktioniert und wenige Tage nach der Geschenkübergabe bekam Uli Hack ein Fax von Ecclestone, ob er für ihn arbeiten wolle. „Drei Jahre habe ich über seinen Privatsekretär mit ihm gearbeitet, beispielsweise in den Jahren von 1998 bis 2000 die offiziellen Poster der FIA-Formel-1-Weltmeisterschaft entworfen.“ Er war in der Formel-1-Szene angekommen. „Ich konnte die Helden meiner Jugend als Kunden und Freunde in meinen Projekten erleben, beispielsweise Heinz-Harald Frentzen, Jürgen Barth, Porsche Rennleiter, Gijs van Lennep, der unter anderem das 24 Stundenrennen von Le Mans gewann, Jan Lammers, Formel-1-Fahrer, Jo Ramirez, der unter anderem Ferrari Teammanager war.“ Und: „Für mich hat sich mit der Arbeit bei der Formel 1 ein Jugendtraum erfüllt. Schon mit 13 Jahren bin ich mit dem Klapprad die 70 Kilometer von Traben-Trarbach zum Nürburgring gefahren.“ Aber irgendwann wollte er mehr Sicherheit und wurde „Art“-Direktor beim Mode-Label „State of Art“ in den Niederlanden. Die Zusammenarbeit kam durch die Affinität des Firmenchefs zu Classic Porsche zustande.
Nach fünf Jahren wurde es wieder Zeit für Veränderung und er wurde Kurator des größten privaten Oldtimermuseums, dem Louwman Museum Holland. „Dafür wurde ich sogar von Königin Beatrix geehrt.“ Darauf ist er heute noch stolz. Den Autos bleibt er auch weiterhin treu, gerade die Marke Porsche und ihre Fahrer haben es ihm angetan. Im Jahr 2020 hat er beispielsweise den „German Design Award“ für das Porsche Art Book bekommen. „Das Kerngeschäft sind weiterhin private Autosammlungen“, bei denen er für eine entsprechende Präsentation sorgt. Wobei er selbst gar kein Auto besitzt. Er lebt in Freiburg und ist dort meist mit einem seiner fünf Fahrräder unterwegs Ansonsten nutzt er den Zug oder Leihwagen. Neben Autos malt er auch für Prominente, beispielweise für Johann Lafer an dessen Geburtstag. Dort war er die Überraschung, denn er malte live. Eine Skizze hatte er vorbereitet, aber das Bild entstand vor den Augen des Geburtstagskinds und seiner Gäste. „Ich mache mir natürlich vorher Gedanken, was ist Johann Lafer wichtig. Da sind die Stromburg und das Relais & Châteaux, eine Vereinigung von mehr als 500 Luxushotels und Gourmet-Restaurants. Deren Siegel und die Stromburg waren also mit dabei.“ Außerdem: „Das Ergebnis hat Johann sehr gut gefallen, so dass ich sein Kochstudio ebenfalls gestalten sollte und ein Portrait als Corporate Identity.“ Die Persönlichkeit eines Hotels oder Apartmenthauses künstlerisch herauszuarbeiten ist ihm in seiner Heimatstadt gelungen. Im Moselschlösschen in Traben-Trarbach war er 2013 und dem Palais Kayser 2022 am Werk. „Das Treppenhaus des Moselschlösschens hat 300 Quadratmeter Wandfläche, die das Thema Stadtgeschichte haben sollte. Die Farbe war erst einmal die Grundlage, darauf kamen alte Anzeigen, Fotos Scherenschnitte und darüber eine Landkarte der Region. Insgesamt wurden drei Schichten übereinandergelegt. Für mich war es mit das Wichtigste, was ich je gemacht habe.“