Auf Burg Hemmersbach in Horrem startete Graf Trips seine Kart-Initiative
Die "Gräflich Berghe von Trips'sche Sportstiftung zu Burg Hemmersbach" hatte zusammen mit dem französischen Hotel-Unternehmen Châteauform, seit 2018 Pächter von Burg Hemmersbach, am 16. August auf die Burganlage eingeladen, um an den Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips zu erinnern. Im Mittelpunkt stand der Kartsport, den Graf Trips zu Anfang der 1960er Jahre in Deutschland engagiert förderte.
Im Innenhof der Burg drehte er einst die ersten Runden mit einem Gokart, dass er aus den USA mitgebracht hatte. Seine Idee war es, dieses kleine Sportgerät, angelehnt an ein Tretauto oder Kett-Car und ursprünglich angetrieben von einem Rasenmähermotor, als Ausbildungsfahrzeug für angehende Motorsportler und für die Jugend zur Verkehrserziehung zu etablieren.
Nach dem tragischen Tod von Graf Trips am 10. September 1961 beim Großen Preis von Italien in Monza vollendete der Trips'sche Fan-Club den Plan von Graf Trips, in Horrem eine Kartbahn zu bauen. Sie änderten ihren Namen in „Rennsportfreunde Wolfgang Graf Berghe von Trips - Gokart-Club Horrem e.V.“. In Eigenleistung bauten sie 1964 und 1965 am früheren Ortsrand von Horrem auf Trips'schem Gelände eine Kartanlage. Die Mutter von Graf Wolfgang, Gräfin Thessa, weihte die Bahn am Ostermontag, 19. April 1965, ein.
Zum Programm des Kart-Events auf Burg Hemmersbach:
Durch die Veranstaltung führte Gregor König, "Moderator und Stimme von RTL".
Das Grußwort überbrachten Jan Kleingeld und seine Frau Janine im Namen des Unternehmens Châteauform. Familie Kleingeld führt das Kongress-, Seminar und Tagungszentrum auf Burg Hemmersbach.
Anschließend skizzierte die Leiterin des Stadtarchivs Kerpen, Susanne Kremmer, die wechselvolle Geschichte der Burg. Danach stellte der Vorsitzende der Sportstiftung, Jürgen Schneider, das Ehepaar Kleingeld vor, die den Talkabend erstmals in der Burg ermöglichten und mit ihrem engagierten Team ein beeindruckendes Ambiente im Innenhof der Burg präsentierten, in dem der Kart-Club Kerpen aktuelle Karts ausgestellt hatte. Die interessierten Besucher erfuhren nicht nur profunde Infos zur aktuellen Kart-Szene, sondern wurden zugleich an berühmte berühmten Namen von Rennfahrern erinnert, die auf der 1980 eröffneten Manheimer Kartbahn sttarteten oder dort ihre Karriere begannen. So z.B. Michael und Ralf Schumacher, Nico Rosberg, Sebastian Vettel, Jarno Trulli, Heinz-Harald Frentzen, Ayrton Senna, Lewis Hamilton, Jos Verstappen, Nick Heidfeld und viele mehr.
Als Zeitzeuge erzählte Albert Zingsheim, gebürtiger Horremer, über die Familie Berghe von Trips und seine zahlreichen Besuche auf Burg Hemmersbach.
Der 80 jährige "Trips-Fan" zeigte den Gästen auch die Jacke, die ihm Graf Wolfgang einst geschenkt hatte, als beide auf dem Porsche-Traktor von einem Regenguss bei der Apfelernte auf der Trips'schen Obstplantage überrascht wurden. Weitere amüsante Episoden des "alten" Trips-Bewunderers: Er erinnere sich noch gut daran, dass er sowohl den Pudel der Familie Trips ausführen durfte und beim Auto-Waschen des BMW 328 der Gräfin Thessa half.
Über die Geschichte des Kartsports, die Mitte der 1950er Jahre in Los Angeles begann, berichtete Jörg-Thomas Födisch, dessen Vortrag mit zahlreichen historischen Bildern von Stiftungsratsmitglied Nils Ruwisch ergänzt wurde.
Die aktuelle Situation des Kart-Klubs Kerpen beschrieb Präsident Andreas Dresen, der Nachfolger von Gerhard Noack wurde. Auch Noack war auf Burg Hemmersbach dabei; in Motorsportkreisen ist er als DER Förderer von Michael Schumacher bekannt. Dresen: „Wir sind mitten drin in der notwendigen Aufwertung des Erftlandrings und wollen parallel auch die Vereinsstrukturen modernisieren. Wir haben viel zu tun in den nächsten Jahren, können aber auf einer sehr guten Basis weiter aufbauen.
Seine Passion, der Kartsport, wäre auch auch deshalb faszinierend, weil dieses kleine Sportgerät in sagenhaften 2,5 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer beschleunigt."
Alexander Geier hatte sich schon vor seiner Anstellung als Geschäftsführer des Kart-Clubs Kerpen um den Rok Cup des Vereins gekümmert und unterstützte die Jugendförderung gemeinsam mit dem Hauptsponsor RWE. Aktuell berichtete Geier vom heutigen Sportbetrieb auf der Kartbahn Manheim und von der Nachwuchsförderung.
Zu seinem Engagement sagte Geier: „Natürlich hat mich die unglaubliche Historie des Kart-Clubs Kerpen mit insgesamt elf Weltmeister-Titeln in der Formel 1 gereizt. Denn die Herausforderung ist groß, den Kart-Club zu professionalisieren und die Ausrichtung nachhaltig zu gestalten. Darin sehe ich meine Hauptaufgaben. In meiner Funktion als
Geschäftsführer kümmere ich mich neben der Unterstützung der ehrenamtlich Aktiven vor allem um die Organisation und Koordination von Renn-Veranstaltungen auf dem Erftlandring und die Auslotung neuer Geschäftsfelder."
Im Interview stellte Moderator König sportliche Nachfahren des berühmten Rennfahrers Wolfgang Graf Berghe von Trips vor. Seine Anfangserfolge habe er den Erfahrungen auf dem Kart zu verdanken, sagte Peter Richrath, historischer Automobil-Rennsportmeister und Seriensieger bei zahlreichen europäischen Wertungsläufen auf Porsche, Ford GT40 und De Tomaso.
Der Gran Tourismo-Pilot Luca Ludwig fuhr ebenfalls Kart, aber „just for fun“, wie er sagte. Er sei lieber gleich in große Autos gestiegen. Gelernt hatte er es von seinem Vater Klaus, dem dreimaligen Sieger des 24-Stunden-Rennens von Le Mans (1979, 1984, 1985) und mehrfachen deutschen Rennsport-Champions.
Für Schlagzeilen sorgte Luca Ludwig, als er beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2022 in einem Ferrari 488 GT3 Evo20 für das octane126-Team auf die Pole-Position fuhr. Ludwig benötigte nur 8:09.469 Minuten für seine schnellste Runde und bescherte damit der Marke Ferrari erst die zweite Pole-Position bei einem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.
Neben seinen zahlreichen Renneinsätzen arbeitet Ludwig jun. als Instruktor, leitet Rennstrecken-Trainings, absolviert Fahrten mit Gästen im Renntaxi und ist Teil des Instruktoren-Teams von Mercedes und Ferrari, wo er bei verschiedensten Events vor Ort ist. Weiterhin ist er als Moderator bei Präsentation von neuen Fahrzeugen tätig und hält das historische Erbe von Mercedes-Benz als Markenbotschafter lebendig.
(JTF/Oliver Tripp)
Historie
Der US-Amerikaner Art Ingels (1918 - 1981) wird „Vater des Kartsports” genannt.
Ingels, Konstrukteur beim Automobilhersteller Kurtis Kraft und dessen Rennteam war in den 50er Jahren wesentlich an der Konstruktion von Indycar-Rennwagen beteiligt. 1950,1951 und von 1953 bis 1955 gewannen die Kurtis Kraft Rennwagen das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis (USA).
Mitte der 50er Jahre baute er, unterstützt von Lou Borelli, das erste Kart der Geschichte aus Altmetall und einem West Bend 2-Takt-750-Rasenmäher-Motor, der über eine Fahrradkette das Kart über das Hinterrad antrieb. Das Kart, ca. zwei PS stark, war einsitzig, besaß ein röhrenförmiges Chassis und war in seiner Bauweise dem Tretauto angelehnt, wobei bei dem von Ingels gebauten Kart der Antrieb nicht mehr über Pedale sondern mittels Verbrennungsmotor erfolgte. Bald fand das Konzept Nachahmer: Auf Parkplätzen in und um Los Angeles herum wurden zahlreiche Rennen ausgetragen und erste Karts verkauft. Die Wiege des Kartsports war geschaffen.
Trotz des Erfolges von Ingels Erfindung lehnte Kurtis Kraft es ab, eine eigene Kart-Abteilung einzurichten. Ingels verließ daraufhin die Firma und gründete mit Lou Borelli, der ihn beim Bau des ersten Prototypen unterstützt hatte, die Ingels & Borelli Kart Company. Die Firma stellte handgefertigte Karts her und verkaufte ab 1958 die ersten Exemplare des Modells „Caretta“.
Wolfgang Graf Berghe von Trips erwarb Anfang 1960 in Los Angeles eines dieser Go-Karts und brachte es nach Deutschland. Er entwickelte die Idee, mit eigenen Mitteln und mit Unterstützung eines Automobilclubs sowie mehrerer befreundeter Firmen eine Kart-Rennstrecke zu bauen. Graf Trips sagte damals: „Mit dem Go-Kart haben wir ein Sportgerät, welches hervorragend zur sportlichen Ausbildung und zur gezielten Verkehrserziehung der Jugend beitragen kann. Mit rund 800.000 Go-Karts in Amerika, 100.000 in Frankreich und einigen Hundert in Deutschland gewinnt dieser Sport mehr und mehr an Interesse und Bedeutung. Es gibt viele Tausend speziell für den Go-Kart gebaute Rennstrecken in aller Welt, nur in Deutschland haben wir noch keine einzige,“ so Graf Trips.
Von da an verfolgte er sehr engagiert seine Vorstellungen, den Kartsport besonders zur Nachwuchsförderung einzusetzen. Er versuchte, den Landschaftsverband Rheinland für die Pläne zu gewinnen: „Ich wäre bereit, eine Kart-Rennstrecke bauen zu lassen. Momentan suche ich verzweifelt nach einem passenden Gelände, möglichst im Raum Kerpen-Horrem. Sollte ich etwas finden – 3,5 Morgen (Anm. Red.: 8.750 Quadratmeter) wären ausreichend für Strecke, Parkplatz und eventuell Clubhaus – bedarf es doch sicherlich ihrer Genehmigung?“, schrieb er an Dr. Klausa, den damaligen Direktor des Landschaftsverbandes.
Die Trips'schen Anstrengungen, den Kartsport in der Bundesrepublik publik zu machen, fanden Gehör. Am 24. April 1960 wurde in Wiesbaden das erste offizielle Rennen gestartet. Die Karts waren damals mit Motoren ausgerüstet, die eigentlich für Rasenmäher, Baumsägen sowie Betonmischer konstruiert waren und eine Leistung von fünf bis sechs PS aufwiesen. Wenig später folgten den „Sackkarren-Reifen“ profillose Reifen, auch „Slicks“ genannt.
Graf Trips warb fortan für seine Kart-Idee, so auch als Hauptredner beim „Verkehrsforum“ im März 1961 in Hannover: Trips: „Sie werden mich vielleicht auslachen, wenn ich jetzt sage, ich bin davon überzeugt, dass das Go-Kart, dieses kleine, in Amerika momentan sehr bekannte und beliebte Sportgerät, bei uns in vielleicht 20 oder 30 Jahren ein Schul-Sportgerät sein wird, denn wir werden gar nicht umhin können, unsere Jugend verkehrsmäßig zu erziehen und ihr ein Fahrgefühl zu vermitteln. Und das ist mit diesen kleinen Dingern durchaus möglich!“
Am 9. August 1961, wenige Tage nach dem GP von Deutschland, den Stirling Moss vor Graf Trips gewann, gründeten vier Motorsportbegeisterte in Horrem den Fanclub „Rennsportfreunde Graf Berghe von Trips“. Jedoch verunglückte das Idol des Clubs beim Großen Preis von Italien im Autodromo di Monza am Sonntag, dem 10. September 1961, tödlich. Er wurde posthum zum Formel-1-Vizeweltmeister ernannt. Am 16. Dezember 1961 wurde Graf Berghe von Trips im Kurhaus von Baden-Baden von den deutschen Sportjournalisten zum „Sportler des Jahres 1961“ gewählt. Um auch nach dem Tod ihres Idols weiter dem Motorsport verbunden zu bleiben, beschlossen die „Rennsportfreunde Graf Berghe von Trips“ noch im November 1961 auf ihrer Hauptversammlung, die Aktivitäten des Clubs auf den Go-Kart-Sport auszudehnen und ändern den Vereinsnamen in „Rennsportfreunde Wolfgang Graf Berghe von Trips - Go-Kart-Club Horrem e.V.“.
Die Errichtung einer Go-Kart-Bahn war das nächste erklärte Ziel des Vereins, um sich auch aktiv am Motorsportgeschehen, insbesondere der Nachwuchsförderung, beteiligen zu können. Mitglieder des neu gegründeten Clubs nahmen 1962 erstmals an Meisterschaften teil.
1964 erfolgte auf einem Gelände, das sich im gräflichen Besitz befand, der erste Spatenstich für die geplante Go-Kart-Bahn. Am 19. April 1965, Ostermontag, wurde die Bahn mit dem ersten Rennen in Horrem durch die Mutter von Wolfgang von Trips, Gräfin Thessa, eingeweiht.
Zeitzeuge Albert Zingsheim, gebürtiger Horremer, der Graf Trips persönlich kannte und sich heute um die Familiengruft derer von Trips kümmert, erinnert sich: „Auf dem Kart-Gelände hatte ich mich mit Freunden getroffen. Bei dem ohrenbetäubenden Lärm der Zweitakter verstand man sein eigenes Wort nicht mehr. Viele Zuschauer waren aus Horrem und den Nachbarorten gekommen, um dieses Spektakel zu sehen. Ich weiß noch, dass Heinz Ide aus Horrem das erste Rennen gewann.“
Aber bereits 1966/67 durchlebte der Club schwere Zeiten, es kam fast zum Niedergang und der Verein stand kurz vor der Auflösung. 1968 ergriff der damalige Präsident Gerhard Gollnast – auch kommunalpolitisch tätig – nicht zuletzt auf Drängen seines Kart-fahrenden Sohnes Burkhard, die Initiative. Der Verein erlebte einen gewaltigen Aufschwung, die noch verbliebenen Mitglieder halfen beim Neubeginn, tatkräftig von Gräfin Thessa und Graf Eduard Berghe von Trips unterstützt.
Intensive Mitgliederwerbung, Mitarbeit durch die Gemeinde Horrem und den Kreis Bergheim versetzten den Club in die Lage, Verbindlichkeiten abzutragen und das Vereinsleben wieder neu zu beleben. In den folgenden Jahren war ein stetiger Aufstieg des Go-Kart-Clubs Horrem zu verzeichnen. Die Bahn wurde instandgesetzt, zahlreiche Einrichtungen verbessert. Als Gerhard Gollnast im Sportjahr 1970 die Jugend der ganzen Region zusammenrief, wurde die erste Jugendabteilung für den Kartsport in der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Rund 30 Jungen und Mädchen im Alter zwischen acht und 16 Jahren begeisterten sich für den Go-Kart-Sport mit den neu erworbenen Leih-Karts. Diese Entwicklung griff auf den gesamten Go-Kart-Sport über, sie wurde richtungsweisend.
Im August 1971 wurde in Horrem der europäische Junioren-Cup erstmals in West-Deutschland ausgetragen. Auch in den Folgejahren fanden dort nationale und internationale Rennen mit erstklassigen Besetzungen statt. Die 1970er Jahre brachten allerdings neue Probleme. Gestiegenes Umweltbewusstsein und neue Bau-Bestimmungen brachten immer größere Auflagen für den Betrieb auf der nahe einem Wohngebiet gelegenen Bahn, zudem entsprachen die sportlich-technischen Voraussetzungen nicht mehr den immer umfassender werdenden Anforderungen. Aufgrund der Nähe zu der Wohnbebauung gab es immer häufiger Probleme. Außerdem war die bestehende Kartbahn in ihren Ausmaßen mittlerweile viel zu klein für internationale Wettbewerbe geworden. Deshalb suchte das Club-Präsidium nach einer Alternative, nach einem neuen, infrastrukturell geeigneten Gelände als Kartbahn. Im Jahre 1977 kam die entscheidende Wende in den jahrelangen Bemühungen. Der Rat der Stadt Kerpen beschloss einstimmig, dem nach der kommunalen Neuordnung auch namentlich den Gegebenheiten angepassten Kart-Club ein geeignetes Gelände zur Verfügung zu stellen. Die in Frage kommende Kiesgrube in Kerpen-Manheim an der B 477 wurde allerdings erst Ende 1978 frei. Umgehend begann der Club in Eigenleistung dort mit dem Neubau der Kartbahn.
Die von den Horremer Architekten H.W. und N. Lückerath entworfene Bahn ermöglichte auf einer abzutrennenden Schleife einen Leih-Kart Betrieb mit gleichzeitigen, parallelen Trainingsmöglichkeiten für die „Asse“. Innerhalb von zwei Jahren entstand – ohne fremde finanzielle Unterstützung – eine Kartbahn, die nach mehreren Aus- und Umbauten heute ein Millionenprojekt ist. Als die Anlage im März 1980 eröffnet wurde, war zwar alles noch ein Provisorium, doch bei den international besetzten Rennen zur Saisoneröffnung 1981 präsentierte sich die 1.100 Meter lange Bahn in einem so guten Zustand, dass die Verantwortlichen beruhigt den Europameisterschaften, die wenige Monate später stattfinden sollten, entgegensehen konnten.
Bereits im Juli 1981 fand dort die Kart-Europameisterschaft statt. Einer der Teilnehmer war übrigens später der dreifache Formel-1-Weltmeister Ayrton Senna. Am 12. September 1981 wurde anlässlich des 20-jährigen Club-Jubiläums und zum 20. Todestag des Namensgebers in Verbindung mit einem nationalen Kartrennen die „Wolfgang Graf Berghe von Trips-Kurve“ aus der Taufe gehoben. Schon zu dieser Zeit hatten der seinerzeit 12jährige Michael Schumacher und sein jüngerer Bruder Ralf, beide Söhne des damaligen Bahnwarts Rolf Schumacher, die „Fachwelt“ auf sich aufmerksam gemacht. Insbesondere Michael lieferte sich mit dem aus Mönchengladbach stammenden und für den Kart-Club Burg Brüggen startenden Heinz-Harald Frentzen in vielen Rennen packende Zweikämpfe.
Im Juli 1983 wurde in Kerpen-Manheim die Kart-Junioren-Weltmeisterschaft unter Beteiligung von Fahrern aus allen Erdteilen ausgerichtet. Darunter heute noch bekannte Namen wie Christian Fittipaldi, Heinz-Harald Frentzen, Mika Häkkinen, Allan McNish, Michael Schumacher oder Nick Heidfeld – allesamt Piloten, die im Motorsport weltweit Bedeutung erlangt haben. Der Club wuchs nun schnell zu Deutschlands größtem und erfolgreichsten (nimmt man die Zahl der Mitglieder und die Zahl der Titel, die diese Mitglieder erreicht haben zum Maßstab) Kart-Club heran. 1983 änderte er seinen Namen in „Kart-Club Kerpen-Manheim.“
1986 verstarb der erste Präsident, Gerhard Gollnast, nach einem Schlaganfall. Seinen Posten übernahm Gert Brandes. Gemeinsam mit dem damaligen Sportleiter Peter Brenner rief Brandes 1989 den NRW-Cup ins Leben, der ersten und bis heute einzigen Nachwuchsförderung im Kartsport. Unter der Regie von Brandes und Brenner wurde auch das Traditionsrennen „Graf-Berghe-von-Trips Memorial“ eingeführt. Ein Rennen, das mit einem Preisgeld von 10.000 DM ausgeschrieben war – ein damals bemerkenswert hoher Betrag.
Der tägliche Kontakt mit der Kartbahn, auf der Vater Schumacher für den Leihkartbetrieb und Mutter Schumacher für die Gastronomie zuständig waren, verschaffte Michael Schumacher jenen Vorsprung, mit dem er 1984 Deutscher Kart-Juniorenmeister wurde. Diesen Titel konnte er auch 1985 erringen und bei den im gleichen Jahr stattfindenden Weltmeisterschaften holte er sich den Titel des Junioren Vize-Weltmeisters. Als 17jähriger wurde er 1986 deutscher Kartmeister und über die Formel-König und die Formel-Ford wurde er auf einem Reynard-893 im Jahr 1989 Deutscher Vizemeister in der Formel 3 und ein Jahr später auf einem Reynard F 390 Deutscher Meister.
Mercedes nahm Schumacher unter seine Fittiche, in einem Gruppe-C-Sportwagen vom Team Peter Sauber wurde er 1990 in Mexiko und 1991 in Japan jeweils Gesamtsieger. Übrigens gehörten damals neben dem Österreicher Karl Wendlinger auch Michael Schumachers alter Konkurrent aus Kartsport-Zeiten, Heinz-Harald Frentzen, zum Mercedes-Benz-Junior-Team.
Nach dem ersten Start von Schumacher in der Formel 1 im Jahr 1991 in einem Jordan beim Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps fuhr er im gleichen Jahr in einem Benetton auf Platz 5 beim Monza GP. Nur ein Jahr später, im Jahr 1992, gelang ihm beim belgischen Grand Prix in Spa-Francorchamps in einem Benetton sein erster Grand-Prix-Sieg und 1994 hieß der Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher.
1995 gelang, wiederum auf Benetton, die Titelverteidigung und mit dem 1996 erfolgten Wechsel zu Ferrari und folgenden fünf weiteren Weltmeistertiteln für die Scuderia, schließt sich der Kreis für den insgesamt 7fachen Formel-1-Weltmeister, beginnend mit dem Uralt-Kart, das Ferrari-Werksfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips 1960 aus Amerika beschafft hatte.
Aus den Reihen der „Rennsportfreunde Wolfgang Graf Berghe von Trips e.V., Kart-Club Kerpen-Manheim“, gab es in den letzten Jahren eine Reihe weiterer erfolgreicher nationaler und internationaler Fahrer. Junioren-Vizeweltmeister, Europameister, Deutsche Meister und Landesmeister vertreten die Farben des Clubs auf vielen Pisten dieser Welt. Bis weit in den internationalen Automobilrennsport sind die Namen der Fahrer des Kart-Clubs Kerpen-Manheim bekannt. So kommen nicht von ungefähr die ehemaligen Formel-1-Fahrer Michael Schumacher, Ralf Schumacher, Heinz Harald Frentzen, Nick Heidfeld und Sebastian Vettel aus diesem Club. Darüber hinaus findet man Fahrer in allen Top-Motorsportklassen aus dem Kart-Club Kerpen-Manheim. Einige Namen werden hier stellvertretend für viele andere genannt: Marc Basseng, Jörg Bergmeister, Tim Bergmeister, Frank Biela, Sven Heidfeld, Claudia Hürtgen, Lucas Luhr, André Lotterer, Christian Menzel, Thomas Mühlenz, Alexander Müller, Frank Schmickler, Bernd Schneider, Wouter van Eeuwijk, Renger van der Zande u.v.m.
Schon traditionell und fast legendär sind die vom Kart-Club Kerpen-Manheim veranstalteten Läufe um den „Winterpokal“. Nicht selten finden aktuelle Motorsport-Asse beim „Winterpokal“ den Weg nach Kerpen-Manheim, um aktiv ins Geschehen einzugreifen. Bezeichnend, dass ein Fahrer des Kart-Clubs Kerpen-Manheim, nämlich Michael Schumacher, den unvergessenen Namensgründer Wolfgang Graf Berghe von Trips als erfolgreichsten deutschen Automobilrennfahrer der Nachkriegszeit ablöste. Trotzdem bleibt der Name Wolfgang Graf Berghe von Trips durch die Benennung der Südkurve in steter Erinnerung.
Gert Brandes, der die Kartbahn international zu großem Ansehen geführt hat, der unisono Club-Mitglieder und Kartfahrer für viele Jahre begeistert hat, verstarb nach schwerer Krankheit am 14. Januar 2010. Nach seinem Tod übernahm Gerhard Noack das Amt des Präsidenten.
Nach der jahrelangen Unklarheit über den Fortbestand der Kartsportanlage konnte im Jahr 2021 eine Einigung mit RWE erzielt werden. Demnach ist RWE der neue Eigentürmer der Kartbahn und der Kart-Club Kerpen-Manheim e.V. im ADAC hat einen langjährigen Pachtvertrag unterzeichnet, so dass ab sofort eine Planungssicherheit besteht und die Kartsport-Anlage dem deutschen Rennsport erhalten bleibt.
Unmittelbar nach Unterzeichnung des Pachtvertrages machte sich der Vorstand des Präsidiums an die Arbeit und plante alle notwendigen Umbau- und Modernisierungs-Maßnahmen, so dass die Arbeiten im Winter 2022 beginnen konnten. Es wurden das Fahrerlager und der Campingplatz vergrößert und die in die Jahre gekommene Asphaltschicht der Rennstrecke erneuert. Weitere Umbaumaßnahmen (z.B. Modernisierung der Elektroinstallation, Toiletten, Duschen, Zu- und Abwege, Sicherheitseinrichtungen, Clubhaus, Bambinischule etc.) sind in Planung und werden Monat für Monat kontinuierlich umgesetzt. Wichtig ist, dass sich der Trägerverband ADAC Nordrhein engagiert an den Modernisierungs-Maßnahmen beteiligt und der Club für einen attraktiven, sicheren und nachhaltigen Rennsport auf der Kartsport-Anlage bietet.
Bei der Jahreshauptversammlung im Januar 2023 hat der langjährige Präsident Gerhard Noack das Zepter an Andreas Dresen übergeben. Neben Dresen ist Christa Fritzsche vom Amt der Sportleiterin zurückgetreten und fungiert ab sofort als Vizepräsidentin. Als neuer Sportleiter wurde Ralph Sonntag in der Mitgliederversammlung bestätigt. Gerhard Noack steht dem Kart-Club Kerpen weiterhin mit Rat und Tat zu Seite und wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt. Damit ist der Club personell und finanziell hervorragend für zukünftige Herausforderungen aufgestellt.
(Verlag, Autoren und die „Gräflich Berghe von Trips'sche Sportstiftung zu Burg Hemmersbach“ danken dem Kart-Club Kerpen e.V. im ADAC für die beispielhafte Unterstützung)
Im Gedenken an Wolfgang Graf Berghe von Trips – Vier Horremer wollen Go-Kart-Rennen fahren
Laut knatternd heult in einer Garage an der Horremer Heerstraße ein Motor auf. Blaue Auspuffgase eines Zweitakters steigen in die Luft. Schon am ohrenbetäubenden Lärm hört man, dass es sich hier um ein Rennfahrzeug handelt – und so ist es auch. Vier junge Männer stehen um ein kleines, unscheinbares Go-Kart, das überall mehr und mehr motorsportbegeisterte Anhänger findet. Die Geschichte dieses Mini-Rennfahrzeuges erzählt der Horremer Eisenhändler Peter Bertram: „Am 10. August 1961 gründeten Andreas Ripp, Gottfried Schriefers, Heinz Quadt und ich den Verein „Rennsportfreunde Graf Wolfgang von Trips e.V.“. Graf Trips hatte uns erlaubt, seinen Namen für unseren Club zu verwenden.
Unser Ziel war, zu den Rennen zu fahren, bei denen Graf Trips startete. Wir hatten aber nur einmal Gelegenheit, ihn beim Rennen zu sehen. Das war am 10. September 1961 beim Großen Preis von Italien, als unser Idol tödlich verunglückte.“ Wehmütig erzählen die vier Horremer, dass sie noch 20 Minuten vor dem Start in Monza mit Graf Trips sprachen. Er freute sich, dass einige Horremer bei dem Rennen dabei waren, das ihm den Weltmeistertitel bringen sollte. Im Vereinslokal, der „Martinsklause“ in Horrem, kann man unter einem großen Foto des Rennfahrers vier eingerahmte Eintrittskarten des tragischen Rennens von Monza sehen – eine traurige Erinnerung. Ripp: „Unser Verein sollte nach dem Unfall von Graf Trips aber weiter bestehen, wir wollten mit einem Go-Kart selbst an Rennen teilnehmen. Ende September 1961 kauften wir aus eigener Tasche ein solches Gefährt. Heinz Quadt, Autoschlosser, repariert und pflegt das Kart. Hier in Horrem fehlen Trainingsmöglichkeiten, deshalb müssen wir nach Dortmund, um Go-Kart fahren zu können. Wir hoffen, dass bald auch im Kölner Raum eine Rennbahn gebaut wird. Inzwischen gibt es viele Interessierte für unsere neue Sportart.“
Ripp ergänzt: „Momentan haben wir nur wenige Mitglieder. Wir wollen den Verein aber erweitern. Dann können wir mit mehreren Go-Karts unter unserem Vereinsnamen an Rennen teilnehmen.“ Die vier Vereinsgründer betonen, nicht die Jagd nach Siegen und Preisen, sondern die Erinnerung an Graf Trips – gerade von Horremer Seite aus – wachzuhalten, solle erstes Vereinsprinzip sein. Die Mitgliedschaft für unseren Go-Kart-Klub ist inzwischen beim Automobilclub von Deutschland beantragt.
(Kölnische Rundschau, Oktober 1961)
Hans Heyer
Heyer (* 1943) hat mehr als 1000 Rennen bestritten. Er ist als Werkspilot für Ford, Mercedes, Lancia, Porsche, Jaguar, BMW gestartet. Er ist Deutschlands erfolgreichster Gokart-Pilot aller Zeiten und dreimal Deutscher Rennsportmeister sowie Tourenwagen-Europameister. Heyer startete in den 1960er Jahren auf der Horremer Kartbahn und holte sich im Beisein von Gräfin Thessa Berghe von Trips mehrere Klassensiege.
1953 hatten mich meine Eltern während der Schulausbildung nach Adenau auf ein Internat „zwangsversetzt“ – wegen „zu guter schulischer Leistungen“ – ich war nämlich als Beifahrer mehr mit den LKW unserer Firma unterwegs als mich um meine Hausaufgaben zu kümmern. Adenau erwies sich rückblickend als kluge und richtungsweisende Entscheidung. Dieser Entschluss schien aber zunächst falsch zu sein, denn die Noten in der Schule wurden merkwürdigerweise nicht besser! Wie sollten sie auch, denn in unmittelbarer Nähe des Internats gab‘s ja den Nürburgring. Nicht nur im Sommer fuhren wir zum Ring, oft mit einem Roller mit Seitenwagen von Metzgesfeld nach Breidscheid, und auch im Winter, dann allerdings mit Skiern in Rekordgeschwindigkeit.
Von Adenau aus ging‘s natürlich auch mit dem Fahrrad zur Nordschleife. Besuche an der legendären Rennstrecke waren für mich an der Tagesordnung, ich war längst Motorsport-Fan geworden. So sah ich 1954 die Tests der Silberpfeile vor dem Großen Preis von Deutschland mit Fangio und war auch bei Mercedes am Alten Forsthaus in Nürburg. Immer wieder schlich ich mich ins Fahrerlager und manchmal haben mich die Ordner auch aus den Boxen rausgeschmissen. Trotzdem habe ich sie alle gesehen, die großen Fahrer von damals: Fangio, Moss, Behra, Musso, Castellotti, Hawthorn, Collins, und Brooks. Einer von ihnen, und der imponierte mir besonders, war Wolfgang Graf Berghe von Trips. Er kam aus Horrem, nicht weit weg von meinem Heimatort Mönchengladbach. Trips fuhr Porsche und Ferrari, und für uns war er das Vorbild. Vor allem, weil er als deutscher Fahrer zur Spitzenklasse gehörte. Ihm, aber auch anderen großen Piloten wollte ich nacheifern.
Nachdem ich die Schule in Adenau dann doch noch erfolgreich abgeschlossen hatte, absolvierte ich in einer Mercedes-Niederlassung, nur 100 Meter von unserer Firma in Mönchengladbach entfernt, eine Lehre als Kraftfahrzeug-Mechaniker. Wie der Schulbesuch in Adenau, so hatte auch die Berufsausbildung für meine Eltern unerwünschte Nebenwirkungen, denn ich lernte bei Mercedes den Techniker Helmut Aretz kennen, mit dem wir uns ein Kart zusammenbastelten. Mit diesem „Gerät“ bin ich dann in Holland mein erstes Rennen gefahren, aber ausgefallen. Damals war Kart-Fahren in Deutschland noch relativ unbekannt. In den Niederlanden und in Belgien gab‘s aber bereits Bahnen, auf denen Wettbewerbe ausgetragen wurden. Außerdem durfte ich noch nicht in Deutschland starten, ich war zu jung.
Mit 17 habe ich dann mit dem „richtigen“ Kartsport begonnen. Es gab zwar ein Riesentheater mit meinem alten Herrn, aber ich war stur und habe damals viele wichtige Leute kennengelernt. 1962 gewann ich die niederländische Meisterschaft in der 100er-Klasse, 1963 stieg ich in die 125er-Klasse um und siegte auch dort. Ab 1964 konnte ich endlich mit einem nationalen Ausweis Kart-Rennen in Deutschland fahren. In dieser Zeit hörte ich, dass motorsportbegeisterte Fans des Rennfahrers Graf Trips, der beim Formel-1-Rennen in Monza 1961 tödlich verunglückt war, einen Verein mit dem Namen „Rennsportfreunde Graf Berghe von Trips“ in Horrem gegründet hatten und Gokart-Sport betrieben.
Schon 1960 hatte Trips einen der ersten Motorkarts aus den USA mit nach Deutschland gebracht. Er wollte eine Kart-Bahn bauen, den Grundstein für den Kartsport in Horrem und in der Region legen, um damit den Motorsportnachwuchs zu fördern. Der erste Spatenstich zum Bau der ursprünglich von ihm geplanten Gokart-Bahn erfolgte aber erst 1964 – auf einem Gelände, dass sich im gräflichen Besitz nahe der Burg Hemmersbach befand. Die Kartbahn „Wolfgang Graf Berghe von Trips“ wurde Ostern 1965 mit dem ersten Rennen im Beisein von Gräfin Thessa eingeweiht.
1965 bekam ich eine deutsche Lizenz und durfte in der Formel K-Klasse antreten. Von da an fuhr ich auch viele Rennen auf der Horremer Bahn. 1967 startete ich erstmals bei Läufen zur Europa- und Weltmeisterschaft. Ein Jahr später sicherte ich mir den deutschen sowie den europäischen Formel-K-Titel und wurde in die Deutsche Formel-Karting-Nationalmannschaft aufgenommen. 1969 wiederholte ich diesen Doppelerfolg und nun bestritt ich obendrein erste Autorennen ...
Den unvergessenen Namensgründer des Go-Kart-Clubs Horrem, Wolfgang Graf Berghe von Trips, hatte ich in den 1950er Jahren oft auf dem Nürburgring gesehen. Von seinen geplanten Kart-Aktivitäten erfuhr ich erst Jahre später, als ich diesen Sport selbst schon betrieb. Da ich auch auf der Horremer Bahn häufig gefahren bin, bleibt für mich die Erinnerung an Graf Trips auch untrennbar mit meiner Gokart-Zeit verbunden.
Rückblickend ist zu sagen: Graf Trips hatte schon früh erkannt, dass jedem Motorsport-Interessenten zu raten ist, über den Kart-Sport anzufangen. Ich möchte mich für diese Zeit, in der meine spätere, erfolgreiche Zeit im Automobil-Rennsport begründet wurde, bei all meinen damaligen Kart-Kollegen bedanken, denn viele von ihnen habe ich ja dann später bei den Autorennen wiedergetroffen.